Conti, Mythologie c'est a dire explication des fables. Lyon, 1612
€ 4.650,--
Conti, Natale [auch: Noelle le Comte und Natalis Comes]: Mythologie c’est a dire explication des fables. Contenant les Genealogies de Dieux, les cerimonies de leurs Sacrifices, leurs Gestes, advantures, amours, et presque tous les preceptes de la Philosophie naturelle et moralle. Lyon, Verlag Paul Frellon, 1612. 4°. 26 x 18,5 cm. [6] Blatt, 1120 Seiten, [13] Blatt. Lederband der Zeit auf fünf Bünden mit goldgeprägtem Rückentitel, schlichtem floralem Buchschmuck und Fileten sowie rotem Sprengschnitt.
Erste illustrierte Ausgabe der französischen Übersetzung in erneuter Bearbeitung durch Jean de Montlyard. vgl. Pettegree et al., French Vernacular Books before 1600, I, 425, 14216 (für die erste französische Ausgabe). vgl. Baudrier V, 276. vgl. Garner, Francis Bacon, Natalis Comes and the Mythological tradition (zur Publikationsgeschichte). Mit allegorischem Kupfertitel und dem ebenfalls von Léonard Gaultier gestochenen Portrait Henri II. de Bourbons auf dem Dedikationsblatt (19 x 10,5 cm) sowie 71 Textholzschnitten (jeweils ca. 13 x 10 cm) und Holzschnittinitialen und -vignetten. Natale Contis berühmte „Mythologiae, sive explicationis fabularum libri decem“ erschien in der lateinischen Originalausgabe erstmals im Jahr 1567 in Venedig und hatte immensen Einfluss im Bereich der Philosophie und Mythenrezeption, der bis in die Moderne hineinreichte. Eine Ausgabe von 1551 wurde zwar häufig und lange gemutmaßt, ihre Existenz allerdings schlussendlich durch die moderne Forschung widerlegt (vgl. Garner, ebd., S. 265). Die erste Ausgabe in französischer Übersetzung durch Jean de Montlyard wurde im Jahr 1600 (gelegentlich, vermutlich wegen des königlichen Pivilegs, fälschlich 1597 zugeordnet) publiziert, lag allerdings bis zur vorliegenden Ausgabe nicht in illustrierter Form vor. Die Übersetzung beruht auf der von Conti bearbeiteten und erweiterten Ausgabe des lateinischen Originals, die im Jahr 1581 publiziert worden war. Verwendet wurden für diese fünfte und letzte noch zu Lebzeiten Montlyards publizierte Auflage Holzschnittillustrationen, die bereits für Antoine du Verdiers 1610 Übersetzung von Cartaris „Les Images des Dieux“ genutzt worden waren und die ebenfalls bei Frellon erschienen war. Jene waren unmittelbar inspiriert worden durch die Holzschnitte des berühmten Genfer Malers und Illustrators Pierre Eskrich, die die bei Barthélemy Honorat und Etienne Michelle bereits im Jahr 1581 erschienene, nämliche Übersetzung geschmückt hatten. Eskrich seinerseits hatte sich an einer Serie von 88 Holzschnitten durch Bolognino Zaltieri (Ausgabe der Images des Dieux von 1571) orientiert. Conti begreift die Mythologie in seinem vielzitierten und über Jahrhunderte hinweg frequentierten Werk entsprechend seines Grundsatzes „Quod omnia philosophorum dogmata sub fabulis continebantur“, wonach also die grundlegenden Dogmen der Philosophie in den von ihm hier kritisch und analytisch diskutierten Fabeln und Erzählungen des antiken Mythenkreises inhärent seien und sich durch sie offenbaren ließen. Dass die enthaltenen Weisheiten in den Mythen verhüllt dargestellt seien, erkläre sich dadurch, dass sie von nicht entsprechend gewappneten, gewöhnlichen Menschen ohnehin nur unvollständig verstanden würden und jene so von Anstand und Religion abbgebracht würden, wohingegen das fabelhafte Erzählen dieselben Rezipienten in der anzustrebenden gottesfürchtigen Haltung festige. Contis Annahme liegt zugrunde, dass die es sich bei Mythen grundlegend um von Philosophen in dieser Form intentional angelegte Erzählungen für die Massen handelt. (vgl. Garner, Seite 265). In seiner Mythologiae gibt Conti „eine Vielzahl von Deutungen der antiken Götter und anderer fabulöser Gestalten. Die historischen, physikalischen und moralischen Deutungen stellt er wertungsfrei nebeneinander und läßt somit die Entscheidung beim Leser, wobei es Contis polyhistorisches Verfahren kennzeichnet, wenn er sich nicht auf eine einzige verbindliche Deutung der jeweiligen Fabula festlegen lassen will.“ (Thimann, Lügenhafte Bilder, Seite 40). Einband insbesondere an den Kanten etwas deutlicher berieben, Rücken an Kopf und Schwanz großflächig sowie eine Ecke des Rückendeckels mit Leder ausgebessert (fachmännisch und ordentlich, aber augenscheinlich), Ecken etwas bestoßen, Vorsätze zu späterer Zeit teilerneuert (nunmehr allerdings etwas rissspurig), Dedikationsblatt im weißen Rand mit kleiner Fehlstelle, Seiten durchweg leicht gebräunt und zu Beginn und gegen Ende gering fleckig, Stege an einigen Stellen mit blassem Wasserrand (nicht gewellt und höchstens minimal in den Text hineinreichend), Seiten vereinzelt in den Ecken etwas knickspurig. Gutes Exemplar. Leather binding of the times with five raised nerves, with gilt embossed title on spine, floral book decoration and fillets. First illustrated edition of the French translation by Jean de Montlyard. With engraved allegorical title page, engraved portrait of Henri II. de Bourbon (both engraved by Léonard Gaultier), as well as 71 woodcuts within the text (each about 13 x 10 cm) and woodcut vignettes and initials. Binding (especially edges) a bit rubbed, head and tail of the spine as well as one corner of the back cover repaired with brown leather (neatly and professionally, but visibly), corners a bit bumped, endpapers partly renewed at a later date (but still with some tear marks), margin of the dedication page with small defect, pages throughout lightly darkened as well as a little stained at the beginning and at the end, margins here and there with light water stains (not wavy and if ever text only minimally affected), few pages a little dog-eared. Altogether still good copy.
- Bestellnummer: 63738CB
- Kategorie: Bücher: Geisteswissenschaften: Philosophie
- Tags: Altphilologie, klassische Philologie/ classical philology · Antike / classical antiquity · Mythologie / mythology